Frankfurter Klima-Alltag: Saubere Quellen im Blick

Manchmal legt Marion Sachsenberg ihre Stirn in Sorgenfalten – vor allem, wenn sie die Gleichgültigkeit vieler Menschen wahrnimmt. „In vielen Köpfen gilt immer noch: Strom kommt aus der Steckdose.“ Das ist zwar im Grunde zutreffend, doch der 82-Jährigen sind solche Kurzschluss-Argumente ein Graus. Ausgelöst durch die Atomkatastrophe in Tschernobyl hat sie begonnen, genau hinzusehen, wofür sie Strom benötigt. Ein Bemühen, in dem die Seniorin nicht nachgelassen hat.

Große Bedeutung hat für Sachsenberg, dass der Strom aus sauberen Quellen stammt. „Atomkraftwerke sind zwar da, aber ich möchte sie nicht unterstützen.“ Die indirekte Förderung hat sie vor gut acht Jahren bereits gekappt. „Es war mir ein großes Ärgernis, als ich erfuhr, dass in meinem Paket bei meinem Anbieter, Atomstrom eingeschlossen ist.“

Zu jener Zeit hatte sie in einem Magazin einen Bericht über unabhängige Ökostromanbieter gelesen. „Die verwenden garantiert keinen Atomstrom, und auch keinen aus Kohlekraftwerken.“ Also wechselte sie zu dem regionalen Anbieter, dessen ökologisches Engagement unlängst von Ökotest und Stiftung Warentest mit einem „sehr gut“ bewertet wurde.

Der Wechsel des Versorgers ging einher mit dem Bemühen, „bei allen Anschaffungen zu schauen, wie viel Strom die Geräte verbrauchen und nur entsprechend sparsame anzuschaffen“. Im Laufe der Jahre kamen ein neuer Kühlschrank, eine Waschmaschine und ein Staubsauger in den Ein-Personen-Haushalt in Niederrad. Für all die Anschaffungen hat sich Marion Sachsenberg stets in einem ortsansässigen Elektrogeschäft beraten lassen.

Aber auch in der Küche wechselte sie einen Stromfresser aus: „Ich hatte da früher einen kleinen Backofen mit Mikrowelle“, sagt die Seniorin. „Der hat viel verbraucht.“ Ersatz fand sie mit einer Mikrowelle. „Ich bin Vegetarierin und meine Gerichte kann ich wunderbar mit der Mikrowelle zubereiten. Da brauche ich keinen Backofen mehr.“ Also verschwand wieder ein stromintensives Gerät aus dem Haushalt.

Marion Sachsenberg spart Strom

Voran schritten die Sparbemühungen vor zwei Jahren, als Marion Sachsenberg Besuch hatte von der Aktion „Die Beleuchter kommen“. Die Fachleute des städtischen Energiereferates inspizierten zusammen mit der Architektin Mona Khamis die Wohnung und kamen zu dem Ergebnis, einige Lichtquellen durch LED-Leuchten zu ersetzen. Energiesparlampen hatte Marion Sachsenberg ohnehin schon an einigen Lampen in die Fassungen geschraubt.

Und noch ein gerne und häufig angewandter Rat der Energieberater war im Haushalt Sachsenberg bereits umgesetzt: Steckdosenleisten, mit denen mehrere Geräte mit einem Schalterklicken ausgeschaltet werden. „Ich verstehe es einfach nicht, das Computer 24 Stunden am Tag an sein müssen oder Fernsehgeräte auf Stand-by. Das sind doch nur ein paar Handgriffe, die schaden doch keinem.“

Handgriffe indes, die sich für Marion Sachsenberg auszahlen: Mit all den kleinen Schritten hat sie ihren Stromverbrauch Jahr für Jahr ein Stück gesenkt. Im Jahr 2009 liefen 754 Kilowattstunden durch ihren Zähler, 2010 waren es 713, im Jahr 2011 nur noch 585 und im vergangenen Jahr lediglich noch 470 Kilowattstunden – damit hat sie den Stromverbrauch in vier Jahren um deutlich mehr als ein Drittel gesenkt.

Zahlen, die Marion Sachsenberg schmunzeln lassen: „Tja, das Geld ist ein hübscher Nebeneffekt“, sagt sie, doch ihr geht es sehr um Nachhaltigkeit, um die Umwelt und um das Bewahren einer Welt, von der sie in ihrem Leben viel gesehen hat, wie die zahlreichen Bilder und Plastiken in ihrer Wohnung bezeugen. „Es ist eben zu kurz gedacht, wenn man glaubt, Strom kommt aus der Steckdose.“

 

4 Kommentare

  1. Lilo Seitz

    Frau Sachsenberg spricht da etwas aus, das mir schon ewig auf der Seele brennt: In vielen Familien, auch bei meinen Enkeln, sehe ich, dass an Fernsehgeräten oder Computern die roten Lichtchen anzeigen, dass die Geräte ständig startbereit sind. Das ist doch Humbug. Unser Auto brummt doch auch nicht den ganzen Tag im Leerlauf, nur weil wir am Abend wegfahren möchten.
    Die Gedankenlosigkeit ist weit verbreitet – und sie wird bei vielen jungen Leuten dadurch gefördert, dass ihre Eltern keine Vorbilder mehr sind. Von daher wäre zu wünschen, dass die Beleuchter der Stadt Frankfurt noch viel mehr Haushalte aufsuchen, damit noch mehr Menschen endlich ein Licht aufgeht.

  2. Lauren Glaser

    Frau Seitz, danke für Ihren Kommentar. Wir sind der gleichen Meinung, dass Geräte nicht den ganzen Tag im Leerlauf sein sollten! Vielleicht scheint das Ausmachen der Geräte sehr klein, aber insgesamt hat es eine große Auswirkung. Hoffentlich mit der Serie „Frankfurter Klima-Alltag“ wecken wir mehr öffentliche Interesse am Thema Stromsparen.

  3. Michael Brod

    Nur 470 Kilowattstunden pro Jahr! Das ist absolute Spitze für einen Einpersonenhaushalt. Das ist etwa ein Drittel des Durchschnittsverbrauchs. Unsere dreiköpfige Familie liegt auch etwa bei einem Drittel.

    Beim Umbau der Energieversorgung auf 100% erneuerbare Energien kann eine Menge Geld gespart werden, wenn alle privaten Haushalte nur noch mit einem Drittel auskommen können. Frau Sachsenberg zeigt, dass dies möglich ist. Toll!

  4. Florian Unger

    Das finden wir auch. Und aus diesem Grund wollen wir noch viel mehr Frankfurterinnen und Frankfurter hier eine Plattform geben, um über ihre Energiesparerfolge zu berichten. Dass Schöne am Beispiel von Frau Sachsenberg ist, man kann sehen das es möglich ist deutlich unter 1.000 kWh pro Person zu kommen. Und das ohne Komfortverlust.

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