Bildnis mit Wechselwirkung

LichtduscheMozart hätte auf den ersten Blick seine helle Freude, doch beim Drehen an den Knöpfen der Lichtdusche blieben ihm wohl die Worte stecken – von wegen: dies Bildnis ist bezaubernd schön.  Ein bisschen zu viel an einem Knopf und  die Liebste käme aschfahl daher, vorbei das Entzücken und die Regung in der Brust. Ein bisschen nach Zauberflöte mutet die Lichtdusche an, die Kamile Poliksaite für die Ausstellung „Frankfurt Light“ ersonnen hat.

Nüchtern und nur mit zufälliger Anlehnung an Wolfgang Amadeus Mozart soll die Lichtdusche zeigen, wie unterschiedliche Lichtqualitäten Dinge verändern –  eben auch das Antlitz der oder des Liebsten. „Mir geht es mit der begehbaren Installation um Selbsterfahrung – das Energiesparen steht nicht wirklich im Vordergrund“, sagt die Design-Studentin der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG) und schmunzelt: Sie weiß die überraschenden Effekte auf ihrer Seite.

Nach etlichen Runden durch Geschäfte und Online-Läden hatte sie den Stoff gefunden, der ihre Lichtdusche ummantelt. Überlappend hängt der lichtschluckende Stoff im Kreis von der Decke  – ein blickdichter Duschvorhang. Wird ein Ende zur Seite gelupft, kann der Besucher hineintreten und ist erst mal sich überlassen.  Doch da setzt Kamile Poliksaite auf den Spieltrieb und die Neugier. Denn wie bei einer echten Dusche hat deren lichtige Schwester Regler. Die liefern zwar kein kaltes oder warmes Wasser, dafür machen sie hell und dunkel. Und jeder Regler steuert eine andere Lichtquelle, die allesamt von oben auf die Betrachter rieseln – pardon: strahlen.

„Das ist stufenlos dimm- und mischbar und wir bekommen jede gewünschte Lichtqualität – von warm-gelblich bis kühl-bläulich“, erklärt die Studentin.  Der Effekt ist ein Wechselbad, das die Probanden staunend bis sprachlos in der Dusche stehen lässt. Ist das Licht warm und gelb, wirkt auch manch blasser Teint lebendig, rosig und frisch. Wechselt das Licht ins kühl-blaue Spektrum, lässt das tief blicken ins Gesicht des Gegenübers: Poren und Pickel kommen groß raus.

Für Poliksaite und ihre Professorin Petra Kellner ein Selbsterfahrungsfeld, das zugleich Assoziationen weckt zu anderen Sparten, in denen Menschen sich tagtäglich bewegen und in denen das Licht Einfluss nimmt auf Entscheidungen. Die Beleuchtung der Fleisch- und Wursttheke, die Leuchten in der Gemüseabteilung – alle sind so gewählt, dass jede Ware einen erstklassigen Eindruck macht.

Kamile Poliksaite ist zufrieden: Sie hat ihren kleinen Raum geschaffen, in dem nachzuspüren ist, wie Licht wirkt. Wer nicht mit einem zweiten Menschen unter die Lichtdusche möchte, für den wird es einen Spiegel geben, um all das zu sehen, was es zu sehen gibt. Manch Lichtduscher indes wird nicht umhin kommen und Mozart in den Sinn bekommen: „Dies Bildnis ist bezaubernd schön, wie noch kein Auge je geseh‘n!“

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